Das Fundament jeder Pferdefütterung ist Raufutter!
Auf dieser Seite möchten wir Ihnen einen Überblick über dieses wichtige Element der Fütterung von Pferden geben und verschiedenen Möglichkeiten der Heufütterung und mögliche Qualitätsunterschiede, die auch die Gesundheit Ihres Pferdes maßgeblich beeinträchtigen können, aufzeigen.
Doch was ist Heu überhaupt? Heu ist weit mehr als nur getrocknetes Gras. Das Heu gehört zum Raufutter, es ist rohfaserreich, hat eine grobe Struktur und fördert das Kauen, die Speichelbildung und somit eine gesunde Verdauung.
Die Zusammensetzung und der richtige Schnittzeitpunkt
Bevor wir unseren Pferde das Heu überhaupt füttern können muss es angebaut, geerntet und abgelagert werden – hier gibt es viel zu beachten…
Viele unserer Wiesen sind nicht auf die Ernährung von Pferden ausgelegt sondern dienen eigentlich dem Bedarf von Rindern.
Dies muss in der Zusammenstellung der Ration für Pferde berücksichtigt werden. Um genau zu Wissen, welche und wie viele Nährstoffe im Heu enthalten sind ist eine Heuanalyse empfehlenswert.
Die Qualität ist entscheidend!
- grüne, blassgrüne, bleichgrüne Farbe
- locker, griffig
- angenehmer, frischer „Heuduft“
NIEMALS: brandig, stark staubig, muffig/schimmelig, verschmutzt, mit Fremdmaterial oder Giftpflanzen
„Pferdeheu“ – später 1.Schnitt (mitte/ende Blüte)
Heu ist die Bezeichnung für gemähte, getrocknete Gräser und Kräuter, sprich Grünfutter konserviert durch Trocknung.
Der erste Heuschnitt erfolgt in der Regel Anfang / Mitte Juni, wenn der Großteil der Gräser blüht. Dann enthalten sie die größte Menge an verdaulichen Nährstoffen. Bei der Heugewinnung wird durch den Wasserentzug (Trocknung) die Konservierung der Gräser erzielt. Für eine gute Lagerfähigkeit des Heus sollte die Restfeuchte bei max. 15% liegen. Hierbei gilt: je geringer die Restfeuchte, umso besser die Qualität des Heus. Das Heu kann besser gelagert werden und bietet so ein minimales Risiko auf Schimmel oder andere Mikroorganismen.
Die Trockenphase nach dem Mähen auf dem Feld liegt im Schnitt bei ca. 3-4 Tagen. Während dieser Trocknung wird das Heu regelmäßig gewendet, damit es von allen Seiten gleichmäßig trocknen kann. Regenfälle, durch die das Heu nass wird, gilt es wenn möglich zu vermeiden, so steigen Qualität und Lagerfähigkeit.
Ist durch die Trocknung eine Restfeuchte von höchstens 15% (besser 12 %) erreicht, wird das Heu in kleine Ballen oder große Rund- bzw. Quadrantballen gepresst und eingeholt. Die Ballen werden nicht in Folie gewickelt, sondern von Netzen oder Bändern gehalten. Jetzt folgt die Ruhephase. Das Heu lagert hierbei ca. 6-8 Wochen und sollte in dieser Zeit nicht verfüttert werden. In dieser Phase tritt nämlich die Keimruhe ein, in der sich eventuell bestehende Mikroorganismen verkapseln und absterben.
Heu sollte immer trocken und luftig gelagert werden. Ein luftdurchlässiger Unterboden unterstützt eine gute Zirkulation. Wird das Heu zu fest und zu dicht in großen Mengen gelagert, entsteht leicht Feuchtigkeit und Schimmel kann sich entwickeln.
Ein 600kg schweres Pferd benötigt ca. 9-12kg Raufutter (Trockenmasse). Der Trockenmassegehalt von Heu liegt bei ca. 85%. Bei der Fütterung mit Heu bedeutet dies, dass das Pferd täglich ca. 12-14kg Heu braucht, wenn es kein Gras bekommt.
Faustregel: 1,5 – 2 kg/Heu pro 100 kg Pferd
Grummet – 2./3. Schnitt (Grumt, Ohmad,Grünmad)
Als Grummet bezeichnet man einen frühen 2./3.Schnitt. Er ist sehr nährstoffreich bzw. enthält mehr Eiweiß und ist deshalb als Pferdefutter weniger geeignet. Letztlich kommt es aber nicht nur auf den Schnitt an, sondern auch auf die Struktur der Pflanzen.
Heucobs
Die Basis jeder guten Pferdefütterung ist Raufutter in ausreichender Menge von bester Qualität, denn es ist das natürlichste Futtermittel für Pferde. Ist die Raufutteraufnahme bei Pferden eingeschränkt, z.B. wegen Zahnproblemen oder schlechter Heuqualität, oder auch gerne allgemein bei einem „Senior“ muss diese Menge ganz oder teilweise durch einen hochwertigen Heuersatz gewährleistet werden.
Heucobs erhalten ihre gleichbleibend hohe Qualität durch eine schonende Trocknung und Pressung und sind staub- und schimmelfrei. Hierdurch ist dieser hochwertige Heuersatz auch ideal für Pferde geeignet, die empfindlich auf Staub und/oder Schimmel reagieren.
Sie können trocken verfüttert werden, für eine optimale Aufnahme empfiehlt es sich allerdings sie mindestens 30 -60 Minuten mit ausreichend Wasser einzuweichen und anschließend direkt zu verfüttern.
Luzerne-Heu
Sie ist in den unterschiedlichsten Formen in der Pferdefütterung verbreitet. Als Luzerneheu, Luzernehäcksel, Luzernecobs oder Grünmehl ist sie am häufigsten zu finden. Möchte man Luzerne der Ration seines Pferdes hinzufügen, bestehen nun
mehrere Möglichkeiten. So gibt es bspw. Strukturmüslis mit hohem
Luzerneanteil oder Raufutteralternativen mit Luzerne, die zum trockenen
Verfüttern geeignet sind. So wird die Kauaktivität optimal angeregt und
die sonnengetrocknete Luzerne stellt alle essentiellen Aminosäuren,
Vitamine und Mineralien in Naturform zur Verfügung. Eine weitere
Alternative bieten speziell gepresste Cobs. Hierfür wird die junge
Luzernepflanze mit hohem Blattanteil schonend zu Cobs gepresst. Diese
sollten eingeweicht verfüttert werden. Auch diese unterstützen die
Kauaktivität und beinhalten alle Vitalstoffe der Luzerne. Aufgrund des hohen Calciumgehaltes, der bei vielen MIM Pferden ein Problem macht, ist von Luzerne bei dieser Erkrankung jedoch abzuraten.
Heulage/Gärheu
Heulage wird ebenso wie Heu aus jungem Gras gewonnen. Die Trockenphase ist jedoch kürzer, da das Heu zur Herstellung von Heulage mit einem höheren Restfeuchtegehalt (40-50%) geerntet werden kann. Das Heu wird gepresst und luftdicht in Wickelfolie verpackt. Hierdurch wird das Gras milchsauer vergoren und haltbar gemacht.
Gerade für allergische, atemwegskranke oder staubempfindliche Pferde ist die Fütterung von Heulage eine Alternative zu Heu. Durch den höheren Feuchtigkeitsgehalt ist der Staub besser gebunden und wird so während des Fressens von deinem Pferd nicht eingeatmet. Bei einer reinen Heufütterung müsste das Heu sonst vor dem Füttern gewässert werden. Dies ist jedoch gerade in den Wintermonaten oder bei der Fütterung von vielen Pferden häufig ein Problem.
In der Regel wird Heulage von Pferden gern gefressen, aber nicht von allen gleich gut vertragen. Gib deinem Pferd bei der Umstellung von Heu auf eine Fütterung mit Heulage ausreichend Zeit, damit sich der Verdauungstrakt deines Pferdes auch langsam an das neue Raufutter gewöhnen kann.
Absolut wichtig ist eine gute Qualität der Heulage. Der pH-Wert sollte mindestens bei 4,2% liegen, da dann fäulniserregende Keime und krankheitserregende Clostridien absterben. Durch Fehlgärungen oder Lufteintritt können sich in der Heulage Säuren, Hefen oder auch Schimmelpilze entwickeln. Diese würden bei einem Verzehr zur Störung des sensiblen Verdauungstraktes des Pferdes führen und die empfindliche Darmflora aus dem Gleichgewicht bringen.
Die Ballen können aufgrund der luftdichten Verpackung auch im freien gelagert werden.
Vor der Fütterung sollte man die Heulage immer gut kontrollieren, aufschütten und den geöffneten Heulageballen innerhalb weniger Tage aufbrauchen. Eine schimmelige, verschmutzte oder sogar stark riechende Heulage bitte niemals verfüttern.
Bei Heulage muss die Futtermenge für dein Pferd angepasst werden, da diese im Vergleich zu Heu einen niedrigeren Trockensubstanzgehalt hat. Der Trockenmassegehalt von Heulage liegt bei 50-60%. Ein ca. 600kg schweres Pferd benötigt demnach täglich ca. 17-21kg, wenn es kein Gras bekommt.
Wickelheu, Folienheu, trockene Heulage
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Lischengras Heu / Timothee Heu
Timothee Heu ist eine hochwertige Raufutterergänzung und/oder kann auch als Raufutterersatz eingesetzt werden. Es ist sehr staubarm und aufgrund des niedrigen Zuckergehaltes ist Timothee Heu auch für stoffwechselempfindliche Pferde geeignet. Bei Timothee Gras handelt es sich um eine Lieschgraspflanze.
Tipp: Dieses Heu wird auch sehr gerne von kleinen Heimtieren und Nagern wie Kaninchen, Meerschweinchen oder Hamstern gefressen.
(Gras-) Silage
Silage ist ebenso wie Heulage milchsauer vergoren und wird dadurch konserviert. Das Gras wird nach dem Mähen bereits bei einem Restfeuchtegehalt von 55-65% gepresst und luftdicht verpackt.
Bei der sogenannten Silierung wird dem Gras der Sauerstoff durch die Tätigkeit von Mikroorganismen entzogen. Es entsteht ein anaerobes Milieu. Milchsäurebakterien sind die erforderlichen Bakterien für die Silierung. Jedoch können auch Essigsäure, Alkohol oder Buttersäure entstehen – bekannt als Gärfutterschädlinge. Das Geheimnis einer guten Konservierung liegt in der raschen Entwicklung der Milchsäurebilder und somit einer schnellen Einsäuerung.
Bei der Vergärung von Silage als proteinhaltiges Futtermittel durch Bakterien, Pilzen oder Hefen kommt es außerdem zur Bildung Biogener Amine. Diese können Auslöser für Durchfall, Blähungen, Koliken oder Herzkreislaufkrankheiten sein. Um dem entgegen zu wirken, baut dein Pferd die Biogenen Amine über die Leber wieder ab. Bei einer dauerhaften Silage Fütterung, kann es hierdurch jedoch zu einer Leberüberlastung kommen. Diese wiederum kann eine Störung des Immunsystems, Hormonstörungen, Wachstumsdepressionen oder einen gestörten Muskelaufbau zur Folge haben.
Bei Silage und Heulage handelt es sich um ein „saures“ Futter. Damit der Organismus deines Pferdes nicht übersäuert und seine körpereigenen Natriumcarbonatreserven (diese wirken einer Übersäuerung entgegen) aufgebraucht werden, benötigt dein Pferd zusätzlich Mineralstoffe und Spurenelemente.
Wie bei jedem Futter, ist auch bei Silage die Qualität entscheidend. Durch einen zu
geringen Pressdruck können aufgrund der hohen Feuchtigkeit z.B. verschiedene Keime überleben und sich vermehren. Wird der Silageballen beschädigt, so tritt Luftsauerstoff ein und es entwickeln sich Hefen und aerobe Bakterien. Diese bauen die Milchsäure ab und der pH-Wert steigt. Bei einem erhöhten pH-Wert (über 4,2) besteht die Gefahr einer Vergiftung durch Clostridien. Hierbei handelt es sich um Bakterien, die das Gift Botulin produzieren. Durch Botulin wird die Signalübertragung der Nervenzellen gehemmt und eine muskellähmende Wirkung tritt ein. Beim Pferd äußert sich der sogenannte Botulismus durch Lähmungen und Koliken.
Der Trockenmassegehalt liegt bei Silage nur bei 35-45%. Für ein ca. 600kg schweres Pferd würde man somit ca. 22-30kg Silage am Tag benötigen. Eine Silagefütterung ist bei Pferden allerdings nicht üblich und aufgrund des hohen Säuregehalts auch nicht empfehlenswert.
Für Allergiker – gewaschenes oder bedampftes Heu
Heu vollständig zu entstauben geht nicht. Kleinste Teilchen, Pollen, Bruchstücke von Gras oder auch andere Verunreinigungen bleiben nicht aus. Was also tun?
Hier ist ganz klar zu sagen – bedampfen ist dem waschen und/oder einweichen auf jeden Fall vorzuziehen!
Da Theorie und Praxis ja bekanntlich nicht selten (weit) auseinander liegen, spielen bei der Umsetzung einige Faktoren wie z.B. das Zeitmanagement des Betreuers und die Infrastruktur des Stalles oft eine entscheidende Rolle. Das Argument der Kostenersparnis das gegen die Anschaffung eines Bedampfers sprechen würde sollte objektiv Betrachtet werden – sind immer wiederkehrende Behandlungs- und/oder Medikamentenkosten auf die Jahre gesehen günstiger? Mal ganz abgesehen von der Gesundheit des Pferdes…
Ebenso nüchtern betrachtet ist zu sagen, dass gewaschenes Heu, dass sofort verfüttert wird für einen Atemwegspatienten oftmals besser ist als trockenes Heu!
Esparsette
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Heupellets
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Pferde mit (Heu-) Stauballergie
Viele Pferde leiden an Atemwegserkrankungen oder (Staub-)Allergien. Diesen Tieren kann man Erleichterung verschaffen, in dem man das qualitativ hochwertige Heu „wäscht“/wässert oder bedampft.
Nass ist nicht gleich nass. Ob Heu bedampfen oder heu wässern macht einen großen Unterschied. Im Keimgehalt, aber auch beim Fressverhalten und den Nährwerten.
Welche Vor- und Nachteile dies mit sich bringt erfahren Sie hier …
Heu waschen/wässern/einweichen
Wer einem hustenden Pferd etwas Gutes tun möchte sollte lieber das Heu bedampfen, statt es zu wässern. Denn dies ist die effektivste Methode, wie Untersuchungen schon vor Jahren zeigten. Nun ergab eine Studie einen neuen Aspekt, der das Einweichen von Heu mit noch mehr Vorsicht betrachten lässt …
Zieht man ein Heunetz aus einem Bottich, verrät die verbleibende dunkle Brühe, was sonst als Staub möglicherweise den Weg bis in die zarten Lungenbläschen gefunden hätte. Zehnminütiges vollständiges Eintauchen von Heu bei einer Wassertemperatur von 16 Grad „wäscht“ viele groben Verunreinigungen aus dem Heu heraus. Wird das feuchte Heu dann nicht direkt verfüttert, stellt die feuchte Umgebung eine Einladung für alle Keime dar, die man doch eigentlich loswerden wollte.
Eine Studie aus Halle/Saale zeigte: Die Einweichdauer von 15 min reduzierte zudem signifikant die Gehalte fast aller untersuchten Nährstoffe (wie Fruktane, wasserlösliche Kohlenhydrate, Makronährstoffe und Spurenelemente). Der Gehalt an Rohfaser und Lignin stieg an, der Gehalt an verstoffwechselbarer Energie sank um 5–15 Prozent, der von Protein und Aminosäuren sogar um bis zu 49 Prozent. Längeres Einweichen verstärkte diese Effekte nicht weiter.
„Pferdebesitzer sollten sich also bewusst sein, dass das Einweichen von Heu, unabhängig vom Grund, den Nährwert negativ verändern und den Keimgehalt sogar erhöhen kann“
Heu bedampfen
hygienisch Einwandfrei ist auch hier das A & O
- mindestens 80 ° bis ca. 100° Celsius
- je nach Gerät 30 – 120 Minuten lang bedampfen
- Heubedampfer täglich reinigen und regelmäßig entkalken!
- bedampftes Heu zeitnah verfüttern und nicht auf „Vorrat“ bedampfen!
- Vorsicht auch bei selbstgebauten Heubedampfern – schnell werden solche Geräte durch Fehlfunktionen zu „Keimbrutmaschinen“
„Heu machen kann jeder, wenn der Himmel nur Gras wachsen lässt.“
Maria Magdalena Postel
franz. Ordensschwester